Das Gewächshaus belüften

Gewächshäuser schützen Pflanzen vor Witterungseinflüssen wie Wind, starker Sonneneinstrahlung und starkem Regen. In Gewächshäusern können Pflanzen auch außerhalb der Saison angebaut werden. Damit die Pflanzen im Gewächshaus optimal gedeihen könne, muss das Klima stimmen. Das Klima im Gewächshaus ergibt sich aus den Parametern Luftfeuchtigkeit, Temperatur und Luftzusammensetzung.

Das Wichtigste in Kürze:

  • Für eine regelmäßige manuelle oder automatische Belüftung sorgen.
  • Temperaturen zwischen 22 und 24 Grad Celsius im Gewächshaus sind ideal für das Pflanzenwachstum.
  • Die Luftfeuchtigkeit sollte zwischen 60 und 80 Prozent liegen.

Wie entsteht das Klima im Gewächshaus?

Bevor die Belüftungssituation geändert werden kann, muss die Entstehung des Klimas inklusive aller einflussnehmender Faktoren betrachtet werden.

Klimabeeinflussende Faktoren:

  • die baulichen Besonderheiten des Gewächshauses (Größe, insbesondere die Höhe, die Raumkonstruktion und die Anzahl der Fenster)
  • die Außenluft
  • die Heizung (falls vorhanden) und
  • die vorhandenen Lüftungsvorrichtungen

Parameter, die ebenfalls Einfluss auf das Klima im Gewächshaus nehmen:

  • Wärmestrahlung (Sonne oder Heizung)
  • Raumtemperatur
  • Lufttemperatur
  • Luftfeuchtigkeit
  • Luftzirkulation

Die Wärmestrahlung beeinflusst das Klima im Gewächshaus

Die Wärmestrahlung ist der Parameter, der den größten Einfluss auf das Klima im Gewächshaus nimmt. Ein ungünstiges Klima kann im Gewächshaus beispielsweise durch eine zu hohe Wärmeeinstrahlung der Sonne entstehen. Eine zu hohe Belastung durch Sonneneinstrahlung lässt sich durch einen Sonnenschutz vermeiden. Ein Sonnenschutz kann auch noch nachträglich am Gewächshaus angebracht werden. Ebenfalls ungünstig wirkt sich ein zu großer Unterschied zwischen der Lufttemperatur und der Temperatur der Bauteile, wie beispielsweise der Wände, aus.

Der Einfluss der Luftfeuchtigkeit

Bei der Luftfeuchtigkeit handelt es sich um den Anteil an Wasserdampf in der Raumluft. Wärmere Luft kann mehr Feuchtigkeit aufnehmen, als kalte Luft. Wird das Gewächshaus im Winter beispielsweise gelüftet, dann strömt die kalte Luft in das Gewächshaus ein. Dadurch sinkt die Luftfeuchtigkeit. Wird der Taupunkt unterschritten, kommt es zur Kondensation des Wasserdampfes, der sich an den kalten Oberflächen niederschlägt. In Gewächshäusern sind das die Flächen, die Kontakt zur Außenluft haben. Folglich sind die Wände und die Decke die Flächen, die am kältesten sind. Die so entstehende Feuchtigkeit sorgt dafür, dass beispielsweise Schimmelpilze dort optimal wachsen können. Tropft das Kondenswasser auf die Pflanzen, kann sich Fäulnis ausbreiten. Aus diesem Grund sollen ab 10 Grad Celsius, spätestens ab 5 Grad Celsius die Abstände der Lüftungen verlängert oder die Lüftungen zeitweise ganz ausgesetzt werden.

Verdunstung und Luftaustausch

Durch die Luftzirkulation werden sowohl der Luftaustausch als auch die Verdunstung beeinflusst. Je höher die Luftzirkulation ist, umso schneller werden Feuchtigkeit und Wärme entzogen. In Gewächshäusern vertragen viele Pflanzen die Zugluft nicht. Das gilt es insbesondere bei der manuellen Belüftung zu beachten.

Wie können optimale Luftbedingungen hergestellt werden?

Es gibt nicht die eine, optimale Luftfeuchtigkeit für alle Pflanzen. Einige Pflanzen wachsen bei hoher Luftfeuchtigkeit optimal, andere Pflanzen benötigen eine trockene Luft. Im Idealfall wachsen im Gewächshaus ausschließlich Pflanzen, die eine ähnliche Luftfeuchtigkeit bevorzugen. Dasselbe gilt für die Temperaturen. Die Pflanzen, die sich gemeinsam im Gewächshaus befinden, sollten bei ähnlichen Parametern gedeihen.

Zugluft vermeiden

Viele Pflanzen könne sich in Zugluft nicht optimal entwickeln. Das liegt daran, dass sie bei Zugluft mehr Flüssigkeit verlieren, als sie aufnehmen können. Zusätzlich erhöht sich die Salzkonzentration im Wurzelbereich, was zu Schäden an den Wurzeln führt.

Wie entsteht die Raumtemperatur im Gewächshaus?

Die Raumtemperatur im Gewächshaus entsteht durch die Lufttemperatur und die Oberflächentemperaturen der Flächen. Zu diesen Flächen gehören der Boden, die Wände und die Decke. Die Lufttemperatur beschreibt die Temperatur der Umgebungsluft.

Temperaturschwankungen vermeiden

Pflanzen reagieren sensibel auf Temperaturveränderungen. Gerade im Frühjahr sind Pflanzen in Gewächshäusern starken Temperaturschwankungen unterworfen. Tagsüber erreichen die Temperaturen, wenn die Sonne auf das Gewächshaus scheint, die 30 Grad Celsius Marke. Nachts hingegen fallen die Temperaturen im Frühjahr deutlich unter 10 Grad Celsius. Das Gewebe der Pflanzen reißt bei starken Temperaturschwankungen ein. Diese Risse machen die Pflanzen anfällig für Erreger wie Pilzerkrankungen, die dafür sorgen, dass die Pflanzen welken oder faulen.

Bei welchen Temperaturen fühlen sich Pflanzen wohl?

Pflanzen fühlen sich bei unterschiedlichen Temperaturen wohl. Prinzipiell wachsen sie zwischen 14 und 25 Grad Celsius optimal. Fallen die Temperaturen unter 10 Grad Celsius, dann stoppt das Wachstum und unter 0 Grad Celsius sterben viele Pflanzen. Ab etwa 26 Grad Celsius wachsen Pflanzen deutlich langsamer, die Photosynthese findet nicht mehr statt. Temperaturen, die bei etwa 40 Grad Celsius liegen, können von den meisten Pflanzen nur kurz toleriert werden. Über die 40 Grad Celsius hinausgehende Temperaturen sorgen für ein Absterben der Pflanzen.

Wie können die Temperaturen im Gewächshaus stabil gehalten werden?

Pflanzen verdunsten mit steigenden Temperaturen mehr Wasser. Das bedeutet, dass enorme Hitze mit einem hohen Wasser- und Energieverlust für die Pflanzen einhergeht. Aus diesem Grund sollte eine gute Belüftung des Gewächshauses dafür sorgen, dass die Pflanzen schädlichen Höchsttemperaturen nicht ausgesetzt werden. Im Winter kann eine Gewächshausheizung dafür sorgen, dass die Temperaturen nicht unter 0 Grad Celsius fallen.

Warum sollten Gewächshäuser belüftet werden?

Die bereits genannten Raumklimawerte lassen sich durch die richtige Belüftung beeinflussen und steuern. Bei der Belüftung geht es immer darum, diese Parameter so zu verändern, dass ein für die Pflanzen optimales Raumklima entsteht. Aus diesem Grund müssen die messbaren Parameter im Gewächshaus erhoben werden. Daher ist es unerlässlich, im Gewächshaus ein Hygrometer und ein Thermometer zu installieren. Hygrometer sind klein und zeigen die Luftfeuchtigkeit der Umgebungsluft an. Sie können wie die Thermometer an mehreren Stellen im Gewächshaus installiert werden. Lohnend sind Messwerte in Boden- und Deckennähe.

Die freie Lüftung des Gewächshauses

Bei der freien Lüftung werden Türen, Lüftungsschlitze und/oder Fenster des Gewächshauses geöffnet. In Folge kommt es zu einem Austausch zwischen der Luft im Gewächshaus und der Außenluft. Die freie Lüftung kann ihre Wirkung nur erzielen, wenn die Öffnungen, die zum Lüften verwendet werden, groß genug sind. Diese sollten mindestens 10 Prozent der Gesamtfläche ausmachen.

Arten der freien Lüftung:

  • Stoßlüftung (kurzzeitige Lüftung über komplett geöffnete Türen und Fenster)
  • Querlüftung (hier werden zwei gegenüberliegende Fenster geöffnet)
  • Steter Lüftung (hier wird ein Fenster beispielsweise dauerhaft gekippt. Befinden sich im Gewächshaus Lamellenfenster, dann sorgen diese für eine stete Lüftung. Diese sollten jedoch im Winter bei niedrigen Temperaturen abgeklebt werden.)

Erfolgsfaktoren bei der freien Lüftung des Gewächshauses

Der Erfolg der freien Lüftung davon abhängig, wie die Lüftungsöffnungen angeordnet sind. Prinzipiell sind Lüftungsöffnungen im Dach effektiv, weil so eine Lüftung der Seite, die dem Wind abgewandt ist, ermöglicht wird. Seitenöffnungen im unteren Bereich sorgen zusammen mit Dachöffnungen dafür, dass die Luft gut zirkulieren kann (Kamineffekt).

Intervalle der manuellen Lüftung

Die manuelle Belüftung sollte mindestens einmal täglich durchgeführt werden. Dabei gilt es zu beachten, dass Gewächshäuser bei Frost nicht mehr belüftet werden sollten. Bereits ab etwa 5 Grad Celsius sollten keine freien Lüftungen mehr durchgeführt und stete Lüftungsöffungen verschlossen werden.

Mithilfe automatischer, hydraulischer Fensteröffner lüften

Hydraulische Fensteröffner für Gewächshäuser laufen unabhängig von Strom, sie werden mithilfe von Wachs oder Gas betrieben. Das Gas oder Wachs befindet sich in einem Zylinder. Die beiden Stoffe ziehen sich bei Kälte zusammen und dehnen sich bei Wärme aus. Dehnen die Stoffe sich aus, wird eine Kolbenstange bewegt, die mit dem Fensterhebel verbunden ist.
So wird bei Wärme das Fenster mithilfe der Kolbenstange geöffnet und bei Kälte durch das Eigengewicht des Fensters oder durch eine Metallfeder verschlossen. Gerade wenn Gewächshausbesitzer längere Zeit abwesend sind, macht der Einsatz von hydraulischen Fenstern Sinn.

Gewächshäuser mit Ventilatoren belüften

Gewächshäuser können mithilfe von Ventilatoren belüftet werden. Neben dem Belüftungseffekt helfen Ventilatoren bei der Bestäubung der Windbestäuber-Pflanzen. Die Ventilatoren helfen zudem, schädliche Insekten von den Pflanzen fernzuhalten, weil diese dem Luftstrom nicht standhalten.

Unterschieden wird zwischen verschiedenen Ventilator-Typen:

Axiale und radiale Ventilatoren

Der axiale Ventilator arbeitet wie ein Propeller. Der radiale Ventilator saugt Außenluft an und gibt sie in das Gewächshaus wieder ab. Der Radial-Ventilator ist leistungsfähiger als der Axiale, weshalb er sich insbesondere für einen Einsatz in mittelgroßen oder großen Gewächshäusern eignet. Im Vergleich zum axialen Ventilator ist der Radiale um einiges teurer. In großen Gewächshäusern müssten allerdings mehrere axiale Ventilatoren eingesetzt werden, um eine Belüftung aller Bereiche abzudecken. Der axiale Ventilator passt auf genormte Rohre, der Radiale muss in Anlagen oder Kisten verbaut werden.

Boden- und Hängeventilatoren

Bei Bodenventilatoren handelt es sich um einfache Ventilator-Lüftungssysteme, die am Boden stehen.
Die hängenden Ventilatoren eignen sich hervorragend für die Belüftung unterhalb des Gewächshausdaches.
Beide Ventilatoren-Typen werden händisch in Betrieb genommen. Je nach Modell verfügen diese über einen Timer, sodass die Arbeitsdauer festgelegt werden kann.

Standventilatoren

Standventilatoren mit Drehgelenk drehen sich im laufenden Betrieb und erreichen so alle Bereiche im Gewächshaus. Das gilt auch für besonders große Gewächshäuser.

Umluftventilatoren

Die Umluftventilatoren gehören zu den Umwälzsystemen. Diese Ventilatoren bewegen über einen Schlauch die wärmere Luft von oben nach unten zum Boden. Die Luft muss 15-20 Mal pro Stunde umgewälzt werden, damit über die Umlufttemperaturen eine gleichmäßige Raumtemperatur erzielt wird.

Kleinraumventilatoren

Kleinraumventilatoren werden in Wohnräumen durch Betätigung des Lichtschalters in Betrieb genommen. Da das in Gewächshäusern wenig sinnvoll ist, bieten sich hier Feuchtigkeitssensoren an, die die Luftfeuchtigkeit im Gewächshaus messen und bei Bedarf die Belüftung aktivieren. Kleinraumventilatoren können in Schächten, Spalten, Rohren oder Fensteröffnungen integriert werden. Bei diesen Ventilatoren gibt es Modelle, die über einen Timer verfügen.
Gewächshäuser sollten, damit die Pflanzen optimal gedeihen können, regelmäßig belüftet werden, um Luftfeuchtigkeit und Temperatur stabil zu halten. Dafür steht eine Vielzahl an Methoden bereit. Während manuelle Belüftungsmethoden wenig oder keinen Einsatz finanzieller Mittel erfordern, müssen bei Ventilatoren beispielsweise auch die Folgekosten für den Strom beachtet werden.

FAQ

Bei welchen Temperaturen gedeihen Pflanzen im Gewächshaus am besten?

Generell wachsen Pflanzen bei Temperaturen zwischen 14 und 25 Grad Celsius am besten. Fallen die Temperaturen unter 10 Grad Celsius ist das Pflanzenwachstum eingeschränkt. Steigen die Temperaturen auf über 25 Grad Celsius verlieren die Pflanzen viel Energie in Form von Wasser.

Wann sollte das Gewächshaus belüftet werden?

Im Winter sollte das Gewächshaus idealerweise in den wärmeren Mittagsstunden bei einer manuellen Belüftung gelüftet werden, in den Sommermonaten morgens und abends, wenn die Temperaturen nicht allzu hoch sind.